"NEIN danke, ich möchte lieber NICHT." Toxische Positivität - Wenn "Immer schön positiv bleiben" mehr schadet als nützt
- Birgit, CORE psychologische Beratung
- 25. Feb.
- 10 Min. Lesezeit

„Wie, du hast deinen Traumjob wieder nicht bekommen? Warst du wohl nicht optimistisch genug!“ Naja sieh`s positiv, jetzt hast du wenigstens Zeit für deine 100 favorisierten Netflixserien."
„Was, du bist morgens nicht super motiviert aus dem Bett gesprungen?“ Hättest du gestern deine Abendmeditation nicht ausgelassen.“
Egal wie mies wir uns fühlen oder was uns passiert, der Ball liegt immer in unserem Feld.
Jede:r hat im Leben vermutlich schon mehrmals Sätze gehört wie „Das wird schon wieder, du musst nur positiv denken“ oder Aufforderungen wie „Lächle doch mal!“, ohne dass man gefragt worden wäre, warum einem gerade gar nicht zum Lächeln ist. Und vielen ging es wohl nach solchen Ansagen noch schlechter als ohnehin schon, richtig? Aber warum ist das so? Klingt doch alles ganz super – schließlich wollen wir alle glücklich, optimistisch und Sorgen frei durchs Leben gehen! Was passiert, wenn eine allzu positive Einstellung und die damit verbundenen, nahezu realitätsfremden Ratschläge und Lebensweisheiten aus der Kiste "Küchenpsychologie" zur Last werden, darum geht es in diesem Beitrag.

Wann spricht man überhaupt von toxischer Positivität?
Toxische Positivität begegnet uns im Alltag in unterschiedlichen Formen. Eine davon in wohl gemeinten Ratschlägen ua. durch flapsige Sprüche, wie sie mein Vater früher täglich vom Küchenkalender abgerissen hat, als „positive Würze des Tages“ sozusagen. Es liegt in der Natur des Menschen, dass ihm im Leben Herausforderungen begegnen, die oft nur schwer emotional und mental zu bewältigen sind. Von Krisen zu genesen braucht oft lange und es gibt keinen Quickfix in Form von schlauen Sprüchen.
Was macht es mit jemandem, der ohnehin bereits in einer (Lebens-)krise steckt, wenn er dann durch Kalendersprüche auch noch das Gefühl bekommt, dass man seine Empfindungen nicht ernst nehmen muss, Betroffene selbst diese nicht ernst nehmen müssen und zur Tagesordnung übergehen sollen? (nachdem sie sich den Spruch #worstcaseszenario vielleicht noch plakativ ans Handgelenk tätowiert haben, um ja nicht zu vergessen, schön positiv zu bleiben)?
Wir stellen uns vor, jemand macht eine echt miese Zeit durch: das Haustier verstorben, den Job verloren, die Partnerschaft schwierig, Schulden, die einem über den Kopf wachsen (und ja diese geballte Ladung Sch…. gibt es tatsächlich!) und dann sagt man dieser Person etwas wie „Kopf hoch, das wird schon alles wieder“. Unbestritten ist, dass dahinter nicht die böse Absicht steckt, der Krisen gebeutelten Person noch mehr zu schaden. Dieser Artikel soll dazu beitragen, Menschen generell für das Thema zu sensibilisieren, die bis jetzt dachten, damit hätten sie ihren lieben Mitmenschen geholfen. Womit sich die Empfänger solcher Botschaften jetzt leider auch noch rumschlagen müssen sind, das schmerzliche Gefühl weder ernst noch wahrgenommen zu werden, das Gefühl nicht richtig zu sein, seinen Gefühlen nicht vertrauen zu können, dem Druck gut drauf sein zu müssen und einem schlechten Gewissen, wenn einem das „wieder mal“ nicht gelungen ist. Die Folge ist, dass Betroffene beginnen, Gefühle immer öfter zu unterdrücken und/oder sich mit ihrem seelischen Schmerz zu isolieren. Sie setzen Masken auf anstatt authentisch zu leben. (mein Lieblingsthema 😉 )
Eines ist beim Phänomen der toxischen Positivität gewiss: Sie hilft uns nicht produktiv Probleme zu lösen und (emotionale, mentale) Krisen zu bewältigen, damit unser Wohlbefinden wieder hergestellt wird.
Warum kann zu viel Positivität schädlich sein?
So manch einer wird sich an dieser Stelle fragen: „Was bitte soll schädlich für mich sein, wenn ich positiv denke?“ Die Antwort ist NICHTS. Es geht vielmehr um die Frage, in welchen Situationen oder in welcher Gemütslage es nicht angebracht ist, zwingend positiv zu denken.(Und man glaube mir an dieser Stelle einfach: man kann sich zu Vielem zwingen, wenn die Verzweiflung (Gefühl!!), die einen stattdessen überkäme, unerträglich scheint.) Denn: Unsere Emotionen in ihrer ganzen Vielfalt – ob positiv oder negativ – sind wichtige Signale unseres Erlebens. Selbst der Bereich unseres Gehirns, wo die emotionale Bewertung unseres Erlebens/unserer Wahrnehmung stattfindet, die Amygdala, wird übersetzt gerne als Alarmanlage unseres Gehirns bezeichnet. Wenn wir negative Gefühle ignorieren oder abtun, verpassen wir die Chance sie zu verstehen, aus ihnen zu lernen und zu wachsen. Zudem führt ein Streben nach Positivsein dazu, dass wir uns nicht verstanden und isoliert fühlen, weil wir glauben, uns gegenüber unseren Mitmenschen nicht von unserer verletzlichen Seite zeigen zu dürfen.

Der ständige Zwang, positiv zu wirken, kann zu folgenden Problemen führen:
Eingeschränkte emotionale Vielfalt: klar, wenn ich alle negativen Gefühle „wegdrücke“ wird das (Farb-)Spektrum unserer Emotionen ein schwarz-weiß Film, es geht uns an Lebendigkeit verloren. Zum Menschsein gehört das gesamte bunte Gefühlsspektrum.
Soziale Isolation: Menschen, die glauben, nur akzeptiert zu werden, wenn sie ausschließlich ihr „positives“ Naturell zeigen (Jep die Wahrnehmung „Er/Sie hat halt ein positives Naturell" kann durchaus trügerisch sein), können sich unverstanden und allein gelassen fühlen.
Erhöhter Stress: Immer optimistisch zu sein (hört sich schon anstrengend an 😉) erzeugt Druck und innere Anspannung und kann langfristig zu Stress beitragen, mit all seinen Folgeerscheinungen. (Die Folgeerkrankungen resultierend aus Stress sind mittlerweile eine der häufigsten Todesursachen)

Wie erkennst du toxische Positivität in deinem Leben?
Gefühl der Verleugnung: wenn auf unsere Gefühlsäußerungen wiederholt inadäquat reagiert wird und wir meinen, wir könnten uns mit unseren „negativen“ Gefühlen anderen nicht zumuten, entsteht in uns das zusätzlich belastende Gefühl, dass wir mit unseren Problemen nicht ernst genommen werden oder dass sich niemand wirklich für uns interessiert, was wiederum zu Gefühlen von Isolation und Einsamkeit und schließlich sogar in die Depression führen kann.
!!Reminder: es steckt keine böse Absicht dahinter, wenn jemand uns mit einem Spruch aufmuntern möchte, aber wenn wir für das Thema TP sensibilisiert sind, können wir auch das Umfeld darauf aufmerksam machen, was uns nicht hilft und was uns im Gegensatz nützt.
Innere Unruhe: Instinktiv wissen wir, wenn wir uns selbst verleugnen, auch wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen. Auch wenn wir äußerlich lächeln und mit der Frage „Wie geht es dir?“ stets artig die automatisierte Antwort „Phantastisch“ raushauen, spüren wir die Diskrepanz unseres Gefühlszustandes und unserer Worte in Form von Unruhe oder dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt oder besser - nicht stimmig ist.
!! Funfact aus meiner Lebenspraxis: als sehr authentischer und fühliger Mensch habe ich mir angewöhnt, die tatsächlich in mir stimmige Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“ zu geben. Wenn also auf diese Frage nicht die Floskel „Gut“ folgt, erkenne ich an der Reaktion des Gegenübers, wie ernst die Frage gemeint war und wie interessiert er/sie tatsächlich an meiner Person ist. Den ersten Satz der Antwort kaum abwartend schon seine Whatsapp- Nachrichten zu checken oder schnell das Thema zu wechseln ist keine aufrichtige, interessierte Hinwendung. Hier sollte man durchaus überlegen, solche Menschen aus der Schublade „Freunde“ in die Schublade „flüchtige Bekannte“ zu verfrachten- Einfach weil ihr es euch wert seid!
Druck, immer stark zu sein: du bist der Meinung, dass du negative Emotionen nicht zeigen darfst, weil sie als Schwäche interpretiert werden, du aneckst und so nicht akzeptiert wirst. Auch die Angst, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden, schwingt hier mit.
Wie äußert sich toxische Positivität im Alltag?
"By promoting the suppression of emotions like disappointment and sadness, toxic positivity shuts down empathetic communications."
Sehr oft begegnet uns toxische Positivität in der Kommunikation mit anderen Menschen, in Gesprächen, im geschriebenen Wort oder in sozialen Netzwerken (siehe Exkurs toxische Positivität in sozialen Medien). Einige Beispiele von Aussagen, die Menschen gerade in Krisen wenig weiterhelfen, wurden bereits genannt. Solche Worte -wenn auch gut gemeint – können gleichzeitig signalisieren, dass es verpönt und unerwünscht sei, auch mal Angst, Trauer oder Wut zu empfinden. Es entsteht das Gefühl, dass negative Emotionen nicht legitim sind, was letztendlich kontraproduktiv ist. Sensibilität zu schaffen dafür, was Menschen in belastenden Lebensphasen wirklich hilft und was nicht, dazu soll auch dieser Artikel ein kleines Stück beitragen.

Auch die Werbung hat sich längst zu Nutze gemacht, dass „wir nicht nicht kommunizieren können“ und gestaltet Produkte so, dass sie täglich „Mantren artig“ mit uns in der Sprache der toxischen Positivität sprechen. Sei es der „Männertee -stark, herb und würzig“ oder das Duschgel, dessen Etikett der Imperativ „Sei frei, verrückt und glücklich!“ unserem Unterbewusstsein suggerieren: Optimiere dich selbst und bitte ja nicht schwächeln! Probleme unerwünscht! Ja auch das ist toxische Positivität, Menschen versuchen weis zu machen, ein Duschgel mit Frischeduft mache frei und glücklich. Und nicht nur weil mir toxische Positivität ein Begriff ist und ich ein wenig Ahnung von Werbepsychologie habe, sondern schlichtweg aus Überforderung, die sich in mir vor dem Supermarktregal mit gefühlt 500 verschiedenen Sorten Tee breit macht, greife ich zum S-Budget Früchtetee ganz ohne Wirkung aber schonend fürs Börsl und denke mir „NEIN danke, ich möchte lieber NICHT!“

Tipps, damit dich ein „zu viel“ an Positivität nicht vergiftet, wie du authentisch bleiben kannst und dir auch negative Gefühle erlaubst
Erlaube dir, menschlich zu sein: „Ja wie? Das ist ja wohl logisch, schließlich bin ich ja einer und zwar 24/7“ höre ich da jetzt viele Stimmen. Leider sind allzu viele die überwiegende Zeit in unserer Leistungsgesellschaft in einem Funktionsmodus und verhalten sich mehr wie Maschine statt wie Mensch. (Na, ertappt?) Also: es ist mehr als okay, sich auch mal traurig, wütend, enttäuscht,…. zu fühlen. All das gehört zum menschlichen Dasein!
Selbstreflexion: Irgendwie ist das ein magisches Mittel für viele Themen in unserem Leben, so empfinde ich das zumindest. Uns bewusst in Achtsamkeit zu üben, unsere Gefühle zu beobachten und uns dann zu fragen, ob und wie wir vielleicht negative Gefühle unterdrücken. Und das dann bitte auch zulassen! 😉
Selbstmitgefühl üben: oft sind wir selbst unsere härtesten Kritiker und gehen sehr hart mit uns ins Gericht. Das ist selbstzerstörerisches Verhalten. Versuche mit dir selbst weniger sträflich umzugehen, wenn du einen beschissenen Tag hast und du verständlicherweise nicht gerade vor Positivität strahlst wie ein Atomkernreaktor. Gönn dir Pausen und erinnere dich daran, dass du zu jeder Zeit du selbst sein darfst.

Offenheit im Austausch – Sprich darüber!: Ermutigen wir uns selbst und unser Umfeld, ehrlich über alle Emotionen zu sprechen, ohne Angst abgelehnt oder verurteilt zu werden. Ich erlebe selbst immer wieder, wie verbindend das ist, weil es einen weicher und nahbarer für Andere macht.
Unterstützung suchen: Glaube nicht alles was du denkst. Manchmal täuschen uns unsere Gedanken. Nicht immer muss unser Umfeld uns mit Aussagen toxischer Positivität auf den Senkel gehen und wir haben doch den Eindruck, wir könnten uns nicht auf all unsere Gefühle einlassen. Bei einer solchen intrinsischen (von innen motivierten) Angst kann es hilfreich sein, mit verständnisvollen Freunden, Familienmitgliedern oder natürlich Fachleuten wie uns Berater:innen das Gespräch zu suchen.
Realistische Ziele setzen: eingefahrene Autobahnen kann niemand von uns so einfach von heute auf morgen verlassen. Neuausrichtungen im Mensch sein bzw. die Persönlichkeitsentwicklung brauchen Zeit. Mehrere Rückfälle in alte Muster sind ebenso nur menschlich – sei dir dessen bewusst und erlaube sie dir. Das Leben ist ein Auf und Ab und genau das ist es, was das Leben bunt macht und uns reifen lässt.
Exkurs: toxische Positivität – die Problematik der sozialen Medien
Den Leser:innen, die es bis hierher geschafft haben, sind sicher all die positiv inspirierenden Zitate aufgefallen. Naaaaa, schon positiver heute? 😉 Nein?! Nun ja, das würde mich ehrlich gesagt nicht wundern. Die meisten Inspirationszitate verfehlen ihre Absicht nämlich gewaltig. Sie machen uns nicht etwa motivierter, sondern gestresster, weil sie uns unter Druck setzen können. Überleben in einer leistungsorientierten Gesellschaft heißt nämlich funktionieren (wie eine Maschine) und keinesfalls sowas wie negative Emotionen zu haben (wie ein Mensch).
Früher nutzte man für schlaue Sprüche ein Poesiealbum, das in den Klassenzimmern rumgereicht wurde und vor allem einen Nutzen hatte – sich mit Mitschülern zu verbinden. Heute werden wir in den sozialen Medien geradezu mit #positivequotes #lifechangingquotes etc.pp. bombardiert und Influencer, deren Steckenpferd es eigentlich ist, uns überteuerte Produkte anzupreisen, die weder Hinz noch Kunz brauchen, werden zu Lebensberater:innen ohne qualifizierte Ausbildung.

Da versucht Girlboss_Laureen uns auf Instragram zu motivieren, groß zu träumen (Only the sky is the limit) oder Tobi_selfmade erklärt uns in einer Youtubewerbeschaltung, wie er mit jungen 22 Lenzen im Monat 6-stellige Umsätze mit seinem Onlinebusiness generiert, während er sich derweil am Strand von Cancun (und morgen Bali) die Sonne auf die Plauze scheinen lässt. Stärker als unsere Ausreden sollen wir sein. Er hat es uns vorgemacht und ist gerne bereit, sein Wissen mit uns in einem WWS (Weekendworkshop) für 10.000 € zu teilen. Auch kommen wir durch einen 2.500 € Workshop, der uns beibringt, wie wir uns richtig mit unserer Yoni verbinden, nicht in unsere Mitte. (Wer an dieser Stelle nicht weiß, was eine Yoni ist, darf das gerne googeln, ich habs auch getan).....
Doch warum fühlen wir uns alle nicht besser, wenn wir uns von solchen (unreflektierten) Socialmedia Inhalten berieseln lassen? Zum einen, weil wir den Braten durchaus riechen, nämlich, dass uns hier nicht unbedingt die Lösung eines Problems angeboten wird, sondern vor allem das Gegenüber in irgendeiner Weise profitieren möchte, schließlich kennen wir für gewöhnlich unsere Lebensrealitäten und wissen aus Erfahrung, dass wir Grenzen begegnen, die mit der Buchung eines 4.000€ Online Mindsetcoachings (Dauer 2 Stunden) bei justpositivevibes_biene (offizielle Berufsbezeichnung: Intuitive Mind Business Coach) nicht einfach zu überwinden sind. Der Markt ist jedenfalls riesig für Angebote zu #howyoueasilygetyourlifefixed
Mit Quickfix Angeboten zur Persönlichkeitsentwicklung und Poesiealbumsprüchen haben die meisten von uns das Gefühl, dass unsere Probleme oder oft sogar Krisen, bagatellisiert oder negiert werden. Anders als uns hier suggeriert wird, tragen wir nicht immer die alleinige Verantwortung für Misserfolge und Missstimmungen in unserem Leben. Diese Haltung ist realitätsfremd und kann großen Schaden anrichten. Uns alleine diese Tatsache bewusst zu machen, hilft enorm. Schon die Startbedingungen ins Leben sind nicht für alle Menschen gleich, da können wir noch so sehr an unserem „Mindset“ herumdoktern. Durch das Lesen derartiger Zitate oder Konsum von unseriösen Lösungsangeboten, lösen sich unsere Probleme nicht in Luft auf, oft verschlechtert sie unsere Stimmung noch mehr, da die Kluft zwischen den Worten und unserem Erleben schlichtweg zu groß ist. (abgesehen davon, dass wir auch in finanzielle Bedrängnis geraten können) Gefühle wollen nicht verdrängt, sondern gefühlt und verarbeitet werden.
"Toxic positivity happens when you ignore discomfort so you can "just be happy". But discomfort leads to clarity about what you need which results in happiness the long run." (Tracie Strucker)
Negative Gefühle dienen als Alarmsignal, wenn unsere innere Balance aus dem Gleichgewicht gerät. Wenn wir unseren inneren Zustand nicht wahrnehmen, wenn er schmerzt, lösen wir weder unsere Probleme noch gesellschaftliche Missstände. Wir entwickeln uns nicht weiter und jeder Stein bleibt auf dem anderen- was für ein trostloses Leben. Zugegeben, die positive Psychologie ist äußerst systemkompatibel aber weder dem einzelnen Individuum noch der Gesellschaft zuträglich. „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung“ ist eines meiner Lieblingszitate. Welche Auswirkungen Resignation oder der Unwille zur Veränderung haben, erleben wir gerade tagtäglich in unterschiedlichen Lebensbereichen, sei es im beruflichen oder gesellschaftlichen Kontext. Wir können das Spektrum unserer Gefühle als Motor für Wandel sehen und diesen nutzen im Kleinen wie im Großen!
Fazit
Toxische Positivität kann als ungesunde Erwartungshaltung (intrinsisch wie extrinsisch z.B. durch das Umfeld oder die Gesellschaft) verstanden werden, die uns davon abhält, unsere Gefühle authentisch zu leben. Ein ausgewogener Umgang mit positiven und negativen Gefühlen ist essenziell, um langfristig psychisch gesund zu bleiben. Lassen wir uns nicht abbringen von unserem Weg hin zu einem authentischeren Leben. Statt uns ständig selbst zu optimieren und nach dem perfekten Positiven zu streben, um dazuzugehören oder mithalten zu können, sollten wir lernen, uns mit all unseren Facetten anzunehmen und uns nicht zu verurteilen.
In der Beratung und Therapie sagt man auch: sein Schattenkind umarmen. Es geht nicht darum, in Selbstmitleid zu versinken und im Pessimismus zu baden, sondern sich zu erlauben, wirklich zu fühlen und so zu wachsen. Positivität und Optimismus sind nicht das Gleiche. Optimismus meint das Annehmen unangenehmer Gefühle und schweren Lebensphasen mit dem Wissen, dass der Zustand vorübergeht und wieder bessere Zeiten kommen werden. Das Leben verläuft nicht in einer geraden Linie sondern in ruhigen und stürmischen Wellen. Erst wenn wir lernen, auch die schwierigen Momente anzunehmen, schaffen wir Raum für echtes Wachstum und Resilienz. Gefühle, welcher Art auch immer, machen für den Einzelnen immer Sinn und bedürfen keiner Rechtfertigung, sie bestimmen unser Denken und beeinflussen unsere Entscheidungen und unser Handeln. Sie sind aber auch innere Kraftquelle und die Voraussetzung für echte Begegnungen mit uns selbst und anderen.
Statt mit der Masse zu schwimmen, feiere deine Einzigartigkeit mit allen Höhen und Tiefen und erinnere dich daran: Es ist okay, nicht immer okay zu sein!
Und sowieso: Tu dir Gutes & schau auf dich!
*es wurde Verständnis halber nicht zwischen den Begriffen Gefühlen und Emotionen unterschieden. Ich weiß, dass man in der Fachliteratur solche Unterscheidungen oft trifft. Ich meine in meinem Beitrag mit beiden Begriffen stets die Gesamtheit des inneren Erlebens und dessen Ausdruck im Außen.
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