„Einsamkeit, die stille Krise unserer Zeit.“
- Birgit, CORE psychologische Beratung
- 9. Sept.
- 12 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Sept.
Wie Einsamkeit krank macht und wir Wege finden, aus der unfreiwilligen Isolation.

Einleitung
Eine App – ein Wisch – das Tippen einer kurzen Nachricht, noch nie zuvor war es scheinbar so einfach und unkompliziert, sich mit anderen Menschen zu vernetzen und Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Und doch: das Gefühl von Einsamkeit hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Dabei ist die Einsamkeit kein Phänomen, das nur die ältere Bevölkerungsschicht betrifft – längst sitzt die Einsamkeit bereits in den Zimmern junger Heranwachsender und betrifft Menschen aller Generationen. Die Einsamkeit unterschätzen viele und vielen ist ebenso wenig bewusst, dass sie sich wesentlich vom Alleinsein unterscheidet und weit mehr ist, als nur ein unangenehmes Gefühl. Die Einsamkeit kann im Gegensatz zu ihrer kleinen Schwester Alleinsein, ernsthafte physische und psychische Erkrankungen begünstigen.
„UNSERE WELT IST OFT VERDAMMT SCHNELL UND VERDAMMT ANONYM!“
1) Einsamkeit – mehr als „allein sein“
Einsamkeit wird in der Psychologie als seelisch schmerzhaftes Befinden definiert. Vor allem ist das Gefühl von Einsamkeit komplex und hochindividuell, da jeder Mensch ein anderes Empfinden hat, wann er sich einsam fühlt und auch die Faktoren, die Einsamkeit begünstigen können, von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Einsamkeit ist nicht das Gleiche wie Alleinsein: man kann allein sein und sich dabei nicht einsam fühlen, man kann sich aber auch einsam fühlen, ohne allein zu sein. Einsam sind wir also, wenn wir uns allein UND isoliert fühlen. Bei Einsamkeit fehlen oft wichtige soziale Kontakte und Bedürfnisse nach Nähe und Verbundenheit werden nicht erfüllt.
Einsamkeit vs. Alleinsein:
Alleinsein: Menschen entscheiden sich zumeist bewusst fürs Alleinsein, sie haben aber jederzeit die Möglichkeit ihre sozialen Kontakte wiederaufzunehmen und sind diese in der Regel dann auch verfügbar. Alleinsein ist ein Bedürfnis, das wir uns durch Rückzug selbst befriedigen, um uns zum Beispiel bewusst eine Auszeit zu nehmen und Kraft zu tanken. Dieser selbst gewählte Rückzug findet in dem Bewusstsein statt, dass man jederzeit zu seinen sozialen Beziehungen zurückkehren kann.
Einsamkeit: Niemand wählt freiwillig das Gefühl der Einsamkeit, da dieses sich zumeist sehr belastend und quälend anfühlt, also alles andere als schön ist. Dieses Gefühl wird begleitet von dem Wunsch nach sozialen Kontakten, den man für sich als unerfüllbar wahrnimmt und der es oft tatsächlich ist, da Kontakte durch sozialen Rückzug schlicht nicht mehr existieren oder so leicht verfügbar sind. Zur Einsamkeit gesellen sich Gefühle wie Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit. Oft ist die Einsamkeit auch schambehaftet und erfährt in der Gesellschaft eine Stigmatisierung.
Im Laufe des Lebens macht jede(r) von uns einmal die Erfahrung, sich einsam zu fühlen. Gefühle liefern uns wertvolle Hinweise auf unsere Bedürfnisse, so auch die Einsamkeit. Sie kann uns wachrütteln, Ressourcen mobilisieren und uns zu Veränderung motivieren auch wieder aktiver nach Kontakten zu suchen. Die Zeit der Einsamkeit kann dann für eine Innenschau genutzt werden, um sich klar zu werden, über die eigenen Wünsche und Vorstellungen nach Kontakt. Bricht man vorschnell etwas übers Knie, um dem Gefühl der Einsamkeit zu entfliehen, birgt das die Gefahr, sich in toxische Abhängigkeitsverhältnisse zu begeben, statt nährende und unterstützende Kontakte und tragfähige Beziehungen aufzubauen.

Dauert der Rückzug sehr lange, kann Einsamkeit auch chronisch werden. Dann schlagen wir uns nicht nur mit dem Gefühl der Isolation herum, sondern auch mit Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Spätestens dann sollte man sich professionelle Unterstützung in Form von z.B. psychologischer Beratung suchen.
2) Risikofaktoren für Einsamkeit
aktuelle Lebensumstände
Ob und wie stark wir von Einsamkeit betroffen sind, hängt unter anderem von unseren äußeren Lebensumständen ab. Wird familiärer Zusammenhalt großgeschrieben, leben wir in einer überschaubaren Umgebung (Dorf), wo wir auch aufgewachsen sind und sind dort verwurzelt, engagieren wir uns im Vereinsleben und pflegen so regelmäßig oft bereits lebenslang bestehende Kontakte und teilen gemeinsame Interessen, hat Einsamkeit weniger Chance, als in einer anonymen Großstadt, in der wir die Nachbarn nicht kennen und schon Hemmungen haben, um einen Hammer zu fragen.
Sozial schlechter gestellte Menschen neigen häufiger zu Einsamkeit. Arbeitslose und erwerbsunfähigen Menschen fehlt nicht zu selten das nötige Kleingeld, um ausreichend am sozialen Leben teilzunehmen. Prekäre Lebensumstände wie diese nagen auch am Selbstwert, was es diesen Menschen weitaus schwieriger macht, offen auf ihre Umwelt zuzugehen.
Sich ändernde oder einschneidende Lebensumstände
Einsamkeit tritt in allen Lebensphasen auf, zumeist, wenn sich unsere Lebensumstände stark verändern oder wir von einschneidenden Lebensereignissen betroffen sind. Das eine geht oft Hand in Hand mit dem anderen.
So birgt jeder Ortswechsel die Gefahr von Einsamkeit in sich. Muss ich meine Zelte wieder abbrechen, sei es durch Umzug, Jobwechsel, Migration oder Flucht, lasse ich Vertrautes zurück und muss bei Vielem von Vorne anfangen, so auch beim Aufbau eines sozialen Netzes, was viel Kraft kostet. Werden wir krank oder haben einen Unfall kann uns das für eine gewisse Zeit daran hindern, am sozialen Leben in dem Umfang teilzunehmen, wie wir es vor dem Ereignis gewohnt waren. Gerade das Älterwerden bringt zunehmende körperliche Beeinträchtigungen mit sich, die dazu führen, dass wir weniger soziale Kontakte haben und einsam werden (können). Beenden wir einen Lebensabschnitt und beginnen einen neuen, kann das Einsamkeit begünstigen. Die Geburt treibt manchmal Mütter in die Isolation sowie der Tod uns geliebte Menschen nimmt, vielleicht die einzigen die wir hatten.
Innere Faktoren und Persönlichkeit
Neben den äußeren Umständen können auch innere Faktoren Einsamkeit begünstigen. Haben wir nicht so ein großes Selbstbewusstsein fällt es uns schwerer, neue Kontakte zu knüpfen und unbeschwert auf Unbekannte(s) zuzugehen, selbiges gilt für introvertierte Persönlichkeitstypen. Fehlt der Selbstwert, glauben wir unbewusst, dass wir die Wertschätzung anderer nicht verdienen. Einsamkeit kann uns depressiv machen, das gilt aber auch umgekehrt und Depressionen führen oftmals zu sozialem Rückzug also in die Isolation.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Einsamkeit weder eine Schwäche noch persönliches Versagen ist. Sie kann jede*n treffen, aus unterschiedlichen Gründen, in allen Lebensphasen- nach Umzug, Trennung, Verlust eines geliebten Menschen oder inmitten der tägliche Reizüberflutung, wenn echte Verbindungen fehlen.
3) Einsamkeit im gesellschaftlichen Querschnitt – das sagt die Statistik
Experten glauben, dass es nicht die Quantität der sozialen Interaktion ist, die Einsamkeit bekämpft, sondern die Qualität.
Einsamkeit ist kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem, das sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen zieht, doch ob der Tatsache, dass niemand davor gefeit ist, gibt es doch Unterschiede, wie häufig bestimmte Altersgruppen von Einsamkeit betroffen sind und welche Menschen vulnerabler sind als andere und häufiger unter Einsamkeit leiden, wie mittlerweile diverse Untersuchungen zeigen.
Studien zeigen, dass Einsamkeit in der Altersgruppe zwischen 26 und 35 Jahren am häufigsten auftritt. Ein möglicher Grund: Beziehungen und Freundschaften sind noch weniger stabil und diese Jahre sind von vielen Veränderungen geprägt, die auch Beziehungen beeinflussen. In der Studie aus dem Jahr 2013 fühlten sich von 16.000 untersuchten Personen 14,8 Prozent einsam.
Am seltensten trat Einsamkeit bei Menschen zwischen 66 und 75 Jahren auf. Diese Gruppe hat in der Rente mehr Zeit sich eigener Interessen zu widmen und Freundschaften mehr zu pflegen. Erst mit über 86 Jahren litten die Menschen, nämlich 20 Prozent, wieder vermehrt an Einsamkeit, da in diesem Alter viele Freunde schon verstorben sind oder körperliche Gebrechen den Kontakt einschränkten.

Aus 70 STUDIEN mit 3,4 MIO. BEFRAGTER MENSCHEN:
MENSCHEN, DIE SICH EINSAM FÜHLTEN ZEIGTEN EINE UM 26
PROZENT ERHÖHTE WAHRSCHEINLICHKEIT FRÜHER ZU
STERBEN.
MENSCHEN, DIE ISOLIERT UND ALLEIN LEBTEN ZEIGTEN EINE UM 32 PROZENT ERHÖHTE WAHRSCHEINLICHKEIT FRÜHER ZU STERBEN.
Die Forschung zeigt auch: verheiratete Menschen, mit höherem Bildungsstand und Einkommen, fühlen sich weniger einsam. Ein hohes Maß an Einsamkeit ist mit Alleinleben, einem kleinen sozialen Netz, schlechteren sozialen Beziehungen und gesundheitlichen Einschränkungen verbunden.
Wie brisant das Thema Einsamkeit in unserer Gesellschaft ist, haben auch europäische Regierungen bereits erkannt, so gibt es in Großbritannien sogar ein Einsamkeitsministerium. Die erste EU-weite Erhebung zum Thema Einsamkeit (EU-LS 2022) zeigt Folgendes: 13 Prozent der Befragten gaben an, sich in den letzten 4 Wochen sehr oft oder immer einsam gefühlt zu haben. 35 Prozent gaben an, zumindest manchmal einsam gewesen zu sein, dabei ist die Häufigkeit je nach kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und Bevölkerungsstruktur unterschiedlich. Jeder 2. Mensch soll aber irgendwann einmal einsam sein, wobei es in Berlin wohl besonders viele Einsame gibt und die deutsche Hauptstadt inoffiziell auch als Hauptstadt der Einsamkeit gilt. Einsamkeit ist heute eine Polykrise, fast wie eine Epidemie, die vor wenigen Jahren durch ihre Schwester Covid 19 so richtig richtig an Fahrt aufgenommen hat und die Macht hat, ganze Gesellschaften nachhaltig zu verändern. Das Einsamkeitsministerium in England scheint durchaus seine Berechtigung und viel zu tun zu haben!
4) Einsamkeit und ihre Folgen
Das belastende Gefühl der Einsamkeit kann sich schädlich auf körperlicher und psychischer Ebene auswirken. Studien zeigen, dass das Risiko an einer der nachfolgenden physischen oder psychischen Krankheiten zu erkranken signifikant steigt, wenn man von Einsamkeit betroffen ist. Viele Menschen, die erste Symptome zeigen oder bereits entsprechende Diagnosen haben, denken wohl nicht zuallererst an ihre Einsamkeit als eine mögliche Ursache.
-Auf körperlicher Ebene:
erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall)
erhöhte Anfälligkeit für Entzündungen und Infektionen
geschwächtes Immunsystem
häufigere Schlafstörungen
Appetitlosigkeit
Tinitus….
Einsamkeit aktiviert unser Alarmsystem, sie stellt für uns eine Bedrohung dar. Weit früher in der Menschheitsgeschichte waren wir ohne die Zugehörigkeit zu einer Gruppe quasi dem Tod geweiht. Einsamkeit wirkt wie chronischer Stress auf unseren Organismus. Ständig wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, was das Immunsystem und das Herz schwächt. Einsamkeit wirkt sich zudem allgemein negativ auf die Lebenserwartung aus. Menschen, die sich einsam fühlen, erfahren in der Regel auch weniger Berührungen. Berührungen stärken unser Immunsystem und beruhigen unser Nervensystem, fehlen diese, sind wir auch weniger Stress resilient.

„EINSAMKEIT IST DAUERSTRESS“
-Auf psychischer Ebene:
erhöhtes Stressniveau und Entwicklung von chronischem Stress
Veränderung von Gehirnstrukturen und deren Funktion: Verminderung kognitiver Fähigkeiten (Gedächtnis, Lernen, Entscheidungsfindung)
Erhöhtes Demenzrisiko
Erhöhtes Risiko für: Depressionen, Angststörungen und Suizidalität
Asoziales Verhalten
Alkohol- und Drogenmissbrauch
„JE CHRONISCHER DAS LEIDEN, UMSO SCHWERWIEGENDER DIE FOLGEN“
Einsamkeit geht in den seltensten Fällen nicht Hand in Hand mit Depressionen, Angststörungen und/oder einem verminderten Selbstwertgefühl. Je länger dieses Gefühl anhält, desto schwieriger fällt es Menschen, aktiv Kontakt und Hilfe zu suchen. Sind Menschen im eigenen Umfeld von Einsamkeit betroffen, ist es wichtig sich der Hemmungen, die diese Menschen haben, bewusst zu sein. Diese Menschen befinden sich in großer emotionaler Not und aktiv um Hilfe zu bitten, sich aktiv an jemanden zu wenden, ist ein Kraftaufwand, den sie oft nicht (mehr) bewerkstelligen können. Es kann enorm hilfreich sein, sich bei Betroffenen regelmäßig zu erkundigen und ihnen ein offenes Ohr und eure Unterstützung anzubieten oder auch bei der Suche nach professioneller Hilfe zu unterstützen. Einfach da sein vermindert bereits das quälende und überfordernde Gefühl mit allem allein zu sein. Da Einsamkeit oft auch mit Scham besetzt ist und oftmals noch stigmatisiert wird, fällt es Betroffene umso schwerer, aktiv um Hilfe zu bitten. Falsche Zurückhaltung aus Angst aufdringlich zu sein, ist also hier nicht angebracht. Betroffene Personen haben immer noch die Möglichkeit, die angebotene Hilfe abzulehnen, was eher unwahrscheinlich ist, zumeist überwiegt die Erleichterung, nicht selbst um Hilfe ersucht haben zu müssen und endlich in seiner Not und seinem Leid gesehen zu werden
5) Was hilft gegen Einsamkeit?
Prävention ist natürlich immer besser als in ein Loch zu fallen und sich mühsam herausarbeiten zu müssen. Prävention benötigt viel weniger Kraftaufwand (Energie) als der Weg der Heilung. Nachfolgende Strategien sind sowohl präventive Maßnahmen als auch Wege aus der Einsamkeit.

Fühlen wir uns einsam, ist es ein erster wichtiger Schritt, uns das Gefühl einzugestehen und es ernst zu nehmen. Wir sollten dann geduldig mit uns selbst sein, uns fragen, was liegt jetzt bereits im Rahmen unserer Möglichkeiten und dann kleine Schritte gegen die Einsamkeit setzen, die wir gut umsetzen können. Einsamkeit kann überwunden werden, dabei ist es besonders wichtig uns nicht gleich zu Beginn des Weges zu überfordern, sonst sind wir geneigt vorschnell das Handtuch zu werfen und uns in eine Abwärtsspirale zu begeben. Veränderung ist nie linear und auch nie bequem! Am Beginn steht der Sieg über den inneren Schweinehund, seine Komfortzone schrittweise zu verlassen und Neues zu probieren. Das kann Angst machen und verunsichern, doch das gehört mit dazu und ist ebenso wichtig, zu wissen. Auf lange Sicht macht die Überwindung von Einsamkeit glücklicher und gesünder!
Die Wissenschaft hat ein Konzept gegen Einsamkeit entwickelt, das sogenannte EASE, steht für:
E…….Erweiterung des Aktionsradius (Verein, Kurs, Gruppe, Workshop, Ehrenamt, Anschaffung Haustier,…)
A…….Aktivität
S…….Selektieren von Kontakten (welche tun mir wirklich gut?)
E…….Erwarte das Beste! (sich bereits zukünftige angenehme Zustände vorstellen)
Wir haben vielfältige und unterschiedliche Möglichkeiten, die einzelnen EASE-Punkte abzudecken und so aus der Einsamkeit herauszufinden oder eine Basis zu schaffen, in der Einsamkeit schwerer eine Chance hat.
-E wie Erweiterung des Aktionsradius und A wie Aktivität:
Suche das Gespräch: mit einer uns vertrauten und vertrauenswürdigen Person, die wir gerne haben, über unsere Nöte zu sprechen, wirkt als erster Schritt bereits entlastend. Wenn du schwer jemanden für ein Gespräch findest oder lieber mit jemandem sprechen möchtest, der dich nicht (gut) kennt gibt es diverse kostenlose telefonische Hilfsangebote, wie das Plaudernetz der Caritas. Die psychologische Beratung bietet einen geschützten Rahmen, um sich Belastungen von der Seele zu reden, zudem erhält man weiterführende Hilfsangebote und bekommt Rüstzeug für Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand. Anders als am Telefon entsteht ein persönlicher Kontakt und ein Beziehungsaufbau ist möglich. In der Beratung wird ausreichend Zeit für individuelle Hilfestellung geboten.
Beginne eine Tätigkeit in einer Gruppe von Menschen: das kann ganz unterschiedlich aussehen. Du kannst dich ehrenamtlich engagieren, Workshops besuchen, einem Verein beitreten oder dich einer Gruppe anschließen, die einem bestimmten Hobby nachgeht. Eines haben alle Aktivitäten gemeinsam: Du lernst hier Menschen kennen, die ähnliche oder gleiche Interessen haben und die dir vermutlich ähnlich sind. Die Wahrscheinlichkeit eines „It´s a match“ was Freundschaft und Co. betrifft ist wesentlich höher, als wenn du random jemanden in einem Park kennenlernst.
Sidefact: In GB, also der Heimat des ersten europäischen Einsamkeitsministeriums, verschreiben Ärzte mittlerweile neben oder statt Medikamenten soziale Aktivität, genannt social prescribing, je nach Interessen der Patient:innen. Hunde gibts hier auf Rezept sozusagen. Tiere werden längst in der Therapie gegen Stress und Ängste eingesetzt. In Zusammenhang mit Einsamkeit, die - wie wir nun wissen - unseren Körper in Stress versetzt, fördert das Gassi gehen mit dem Hund auch den Kontakt zu anderen Menschen und sorgt für Abbau von Berührungsängsten uvm.
Stärke bestehende Beziehungen: den Radius an Kontakten zu erweitern und zu durchmischen (unters. Alters etc.) ist wichtig, aber auch bestehende Beziehungen zu verbessern kann gegen Einsamkeit helfen.
Sorge gut für dich selbst: Mach dir bewusst, welche körperlichen und seelischen Folgen Einsamkeit haben kann und tu, was dir, deinem Körper und deiner Seele guttut, am besten bereits bevor du Symptome entwickelst, die deinem gesamten Organismus schaden.
-Pflege einen gesunden Lebensstil: Koch dir etwas Leckeres & Gesundes, geh an die frische Luft und bewege dich regelmäßig in der Natur. Sorge dafür, dass du gut und ausreichend schläfst.
-Sei nett zu dir selbst: sei geduldig zu dir und behandle dich selbst so, wie du deinen besten Freund oder Freundin behandeln würdest. Bist du gut zu dir selbst, stärkst du auch deinen Selbstwert, was dir wiederum hilft eine positivere Einstellung zu entwickeln und weniger oft Ablehnung erwartest, was dich zusätzlich hemmt, auf andere zuzugehen.
-Tu dir Gutes: Entspann dich bei einem ausgiebigen Bad oder fahr ein paar Tage in den Wellness-Urlaub. Für viele ist das alleine Reisen eine Überwindung, doch auch hier gilt, in kleinen Schritten seine Komfortzone zu verlassen ist besser als gar nicht erst zu beginnen. Sich Dinge zu verbieten, die eigentlich Spass machen, weil man sie alleine tun muss, verhindert auch, dass wir unter Leute kommen und so neue Kontakte knüpfen können. Beginne ein Hobby, den meisten Beschäftigungen kann man ohne Begleitung nachgehen.
-S wie Selektieren von Kontakten
Das Selektieren von Kontakten meint, für sich selbst zu prüfen, welche Beziehungen einem wirklich gut tun, Tiefgang haben und einem wirklich etwas bedeuten. Es gilt die Qualität von Kontakten zu bewerten und dann zu entscheiden, welche uns tatsächlich helfen, uns weniger einsam zu fühlen. Schließlich fehlt einem echte Verbindung, wenn man sich einsam fühlt, also das Gefühl, man könne jemandem sein Herz ausschütten und wird wirklich verstanden. Dieses Gefühl hat man bei einer Handvoll ausgewählter Menschen, wohingegen flüchtige Bekannte und Kollegen, mit denen man zwischen Tür und Angel mal ein Pläuschchen führt, gegen die Einsamkeit weniger ausrichten werden.
-E wie erwarte das Beste
Sich immer wieder vorzustellen und bunt und mit allen Sinnen auszumalen, wie sich das Leben anfühlt, nachdem man die Einsamkeit überwunden hat, was alles anders ist - ganz detailreich - hat bereits einen großen Effekt bei von Einsamkeit Betroffenen. In der Beratung nutzen wir das Wissen um die Kraft der Vorstellung darum, dass ein Gehirn zwischen Fiktion und Wirklichkeit nicht unterscheiden kann ebenso, um in unseren Klient:innen Veränderungsprozesse zusätzlich zu fördern und auch auf biologischer Ebene unterstützend anzustoßen. Sich das „was ist wenn…“ lebhaft vorzustellen macht viele Schritte leichter, die notwendig sind, um Einsamkeit zu überwinden.
6) Fazit

Einsamkeit ist seelischer Schmerz und ernstzunehmender Risikofaktur für unsere Gesundheit. Es ist wichtig, Anzeichen, dass man sich einsam fühlt, frühzeitig zu erkennen, wozu dieser Artikel ein Stück weit beitragen soll. Wir können nicht nur viel selbst gegen unsere Einsamkeit unternehmen, in einer Gesellschaft, die Leistung oft über alles stellt, braucht es mehr Verständnis, mehr Offenheit und weniger Stigmatisierung und Angebote für echte Verbundenheit, denn:
soziale Nähe ist ein menschliches Grundbedürfnis und das Paradoxon unserer Zeit: wir vermissen und brauchen das echte Menschliche mehr denn je in dieser hochvernetzten, digitalisierten, künstlichen, oft ent-menschlichten Welt .
Wichtiges und Informatives für dich:
Anlaufstellen:
Nutze digitale Möglichkeiten bewusst für dich. Online Communities und diverse Gesprächsangebote können unterstützend wirken - vor allem für mobil eingeschränkte Menschen- sind alleine aber keine Strategie gegen Einsamkeit.
Wenn du dich in einer psychosozialen Krise befindest, du unter Einsamkeit leidest oder Ähnliches wende dich an eine Beraterin / einen Berater deines Vertrauens. Hier ist mein Kontakt: office@core-lebensberatung.at

Für Erwachsene: Bei Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung erhältst du über die Notrufnummern von Krisentelefonen rasch und anonym erste Hilfe (Österreichweit):
www.telefonseelsorge.at , Tel.: 142
Für Jugendliche: Du bist jung und fühlst dich einsam? Dann kann dir hier geholfen werden:
www.rataufdraht.at, Tel.: 147, Kindernotruf: 0800 567 567
Hier geht es zu den Ergebnissen einer CARITAS Kurzbefragung zum Thema "Einsamkeit in Österreich" (2023, Quelle Sora): https://www.caritas-wien.at/fileadmin/storage/wien/hilfe-angebote/Studien/Foresight_ExecSum_Kurzbefragung_Einsamkeit_2023.pdf
Und ein Buchtipp zum Schluss: Super Einsam von Anton Weil erzählt von einem einsamen jungen Mann mitten in der Großstadt Berlin, der sich auf die Suche nach den Wurzeln seiner Einsamkeit begibt.
Sei dir wichtig und schau auf dich! Bis bald! Birgit
*Genderhinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde teilweise auf eine geschlechtsneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Die verkürzte Sprachform beinhaltet keine Wertung.
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