Ghosting – (k)ein Phänomen des digitalen Zeitalters. Warum Menschen ghosten, was es mit uns macht und wie wir damit umgehen können
- Birgit, CORE psychologische Beratung
- 29. Apr. 2024
- 11 Min. Lesezeit
Was versteht man eigentlich unter „Ghosting“?
Du lernst jemanden kennen, hast ein tolles erstes Date, ihr versteht euch richtig gut und habt beide Lust euch bald wiederzusehen. Auch beim zweiten Date hast du nicht das Gefühl, dass dein Gegenüber nicht daran interessiert ist, dich näher kennenzulernen und du freust dich auf ein drittes Treffen. Alles ist neu und aufregend, du willst dein Gegenüber die nächste Zeit besser kennenlernen, sendest Nachrichten, doch ….keine Reaktion mehr, keine Spur mehr von der anfänglichen Kommunikationsbereitschaft und dem Interesse an deiner Person. Dein Bemühen, Kontakt aufzubauen, verläuft im Sand, alle Nachrichten bleiben unbeantwortet, die Person ist für dich nicht mehr erreichbar. Kommt dir das bekannt vor? Dann bist du „geghostet“ worden. Deine neue Bekanntschaft verschwindet einfach ohne Erklärung wieder von der Bühne deines Lebens, sie wird quasi zum Geist.
Laut Statistik werden etwa 20% der Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einmal geghostet. Es handelt sich hierbei – nicht wie man vielleicht vermuten würde – um ein Phänomen des digitalen Zeitalters von Messengerdiensten und Onlinedating-Plattformen. Geghostet wird seit Menschen Gedenken, von Männern und Frauen gleichermaßen. Geghostet wird nicht nur in Zusammenhang mit Dating und sich anbahnender Liebesbeziehungen, sondern auch im familiären Bereich und im Arbeitsumfeld. Der Unterschied zu früher ist sicher, dass man heute als Betroffene( r) fast mit Sicherheit sagen kann, dass wohl nicht Leib und Leben der neuen Bekanntschaft gefährdet sind oder sonstige schwerwiegende Gründe vorliegen, die eine Kontaktaufnahme unmöglich machen. Heute kann man in Echtzeit beobachten, dass eine Nachricht unbeantwortet bleibt, obwohl der Empfänger Kenntnis über diese erlangt hat. Diese Transparenz der heutigen Kommunikationsformen verunsichert uns noch mehr und bietet den idealen Nährboden für allerlei der Psyche nicht zuträgliche Hypothesen.
Ghosting kann für die Betroffenen weitreichende und schwerwiegende Folgen haben, kann das psychische Wohlbefinden stark beeinträchtigen und den Beziehungsaufbau zu Anderen in der Folge erschweren. An dieser Stelle ist es mir wichtig klar zu stellen, dass ich diesen Blogbeitrag als heterosexuelle Frau verfasse, die mehrfach und wiederholt im Kontext des Kennenlernens von Männern geghostet wurde. Daher wähle ich die männliche Form, wenn ich von Ghostern spreche. Ghosting im familiären Umfeld und des Arbeitsumfeldes lasse ich in diesem Beitrag ebenso außen vor, wissend, dass Frauen gleichermaßen ghosten und Ghosting uns nicht nur in der „Datingwelt“ begegnet.
Warum es nichts mit dir zu tun hat, wenn du geghostet wirst oder warum Menschen sich plötzlich tot stellen
Wenn ich in den Spiegel sehe begegnet mir dort eine attraktive, sehr kluge und umgängliche Frau, die weit und breit keinen Grund sieht, warum man sie ghosten sollte. Spoiler: ich habe nicht immer so gedacht. Fakt: Jede( r ) von Ghosting Betroffene würde vergeblich den Grund für Ghosting bei sich suchen, denn: Ghosting hat nie etwas mit der Person zu tun, die geghostet wird sondern ausnahmslos mit dem Ghoster selbst. Doch das wusste ich nicht immer……
…..als ich die ersten Erfahrungen mit Ghosting machen musste, begann immer und immer wieder mein Gedankenkarussell zu kreisen. Was zum Kuckuck war mit mir falsch, weil mir das (immer wieder) passierte?! Mein Selbstkonzept begann ein ums andere Mal zu wanken, wie der Atombunker in Tschernobyl 1986 kurz vor der Reaktorkatastrophe. Viele Jahre der (Persönlichkeits-) entwicklung hat es gebraucht, dieses Karussell zum Halten zu bringen und auch heute kostet es noch Energie, dem aufkommenden Impuls zu widerstehen, nicht doch eine Runde im wohlbekannten Gedankenkarussell zu drehen.
Das Schlagwort „Persönlichkeit-(sentwicklung)“ ist die perfekte Überleitung zur Frage, was Menschen dazu bringt, ein Verhalten an den Tag zu legen, das Mitmenschen in hohem Maß kränken und weitreichende Folgen haben kann – Ghosting eben. Wie bereits erwähnt, sind die Gründe für Ghosting alleine bei jenem Menschen zu finden, der sich dazu entscheidet, einen anderen Menschen zu ghosten - genauer gesagt in der Persönlichkeitsstruktur und im Charakter des Ghosters.
Was steckt hinter dem Phänomen des Ghostings
Ghoster scheuen Konflikte und haben kommunikative Defizite, ob sie diese Eigenschaften bewusst an sich wahrnehmen oder nicht, ziehen sie sich dort zurück, wo andere kein Problem haben, offen über ihre Gedanken und Bedürfnisse zu sprechen, ohne Angst vor der Reaktion oder einer drohenden Ablehnung der eigenen Person. Durch die Konfliktscheue und kommunikativen Defizite können auch Ängste nicht kommuniziert werden. Bewusst werden die Konsequenzen des Ghostings für die Betroffenen in Kauf genommen oder –wahrscheinlicher- sind sie dem Ghoster gar nicht in der gesamten Reichweite klar.
„Ghoster“ haben Angst vor Ablehnung, Zurückweisung, deinen Ansprüchen nicht genügen und/oder deine Erwartungen nicht erfüllen zu können, wobei diese Ängste auf reinen Annahmen beruhen, denn – Überraschung – es wird nicht kommuniziert und somit auch nicht erfragt, welche Erwartungen das Gegenüber tatsächlich hat. In die Phase, das Gegenüber besser kennenzulernen, mit ihm über gegenseitige Wünsche und Erwartungen zu sprechen und zu begreifen, dass die Ängste irrational und hinderlich für das „sich Einlassen“ sind, kommen diese Menschen nicht. Oft zeigt sich eine ausgeprägte Unfähigkeit eine Beziehung einzugehen oder längere Beziehungen zu führen, da die Angst vor Zurückweisung, etwas falsch zu machen und morgen verlassen zu werden dieses Vorhaben sabotieren. Auch wenn sie sich grundsätzlich nach Nähe sehnen, sehen sie keinen Sinn darin, Energie zu investieren, wo sie (augenscheinlich) keine langfristige Zukunft sehen.
Für einen Magazinbeitrag hat man 12 männliche Ghoster befragt, warum bzw. in welcher Situation sie jemanden geghostet haben. Dabei gab ein Befragter (sinngemäß) an: „Ich weiß bei gutaussehenden und/oder sehr unabhängig wirkenden Frauen eigentlich von vornherein, dass ich mit ihnen keine Beziehung will. Wenn denen was nicht passt, sind die doch gleich weg, die können sichs ja aussuchen und haben die Qual der Wahl, das ist mir zu anstrengend. Ich sehe aber keinen Grund ihr mitzuteilen, dass ich mir keine Beziehung mit ihr vorstellen kann.“
Zwischen diesen Zeilen: starke Unsicherheit, ausgeprägte Verlustängste und ein eher geringes Selbstbewusstsein.
Eure Absichten sind unterschiedlich und der „Ghoster“ glaubt das zu wissen, ohne dich nach deinen Absichten zu fragen und offen zu kommunizieren was er sich von dem Kennenlernen erwartet. Die Aussagen eines Ghosters sind oft wage und lassen viel Interpretationsspielraum. Die Quelle allen Übels ist einmal mehr die fehlende Bereitschaft oder das Unvermögen, zu kommunizieren…..Im schönen Mühlviertel, in dem ich aufgewachsen bin, sagt man „durchs Ren keman d’Leid zaum“ auf Hochdeutsch: „Das Miteinander sprechen bringt die Leute näher zusammen“….wohl wahr!
Generell beruht das gesamte Phänomen des „Ghostings“ zusammengefasst auf unhinterfragten Annahmen resultierend aus Ängsten, die in der Realität keine Bestätigung finden. Vorschnelle, unausgesprochene Annahmen wie „Wir passen nicht zusammen“, „Wir haben unterschiedliche Vorstellungen/Interessen“ können nach wenigen Stunden mit einem fremden Menschen nur Annahmen sein, weil man das Gegenüber nicht richtig kennengelernt hat. Für die Verifizierung solcher Annahmen hätte man mehr Zeit miteinander verbringen müssen. Oft dienen die Annahmen als Vermeidungsstrategie oder zur Selbstbeschwichtigung. Ich vermeide Nähe und habe gute Gründe dafür!

Kristallisiert sich in der Kennenlernphase heraus, dass der berühmte „Funke“ nicht überspringt, so sollte zwischen erwachsenen Menschen dies auch klar und offen kommuniziert werden und so Ghosting und eine damit einhergehende Kränkung vermieden werden. Offene Kommunikation in (sich anbahnenden) zwischenmenschlichen Beziehungen ist der Schlüssel zu Vermeidung von unnötigem Leid. Unhinterfragte Interpretationen von Aussagen und Verhaltensweisen sind Gift für das Gelingen von zwischenmenschlichen Beziehungen.
Sich still und heimlich ohne weitere Erklärung zu „verdünnisieren“ wenn man etwas aufgrund seiner eigenen Unzulänglichkeiten für „kompliziert“ oder „schwierig hält“, dazu sind die Menschen heute viel eher bereit als früher. Online Single-Börsen wie Tinder, Bumble und Co. machen den nächsten Quickie in Sachen Kennenlernen leicht möglich. Viele haben nicht nur ein sogenanntes „Match“ in der Pipeline. Für die Chance einer eventuell noch „reizvolleren“ „unkomplizierteren“ „passenderen“ ....whatever Bekanntschaft, treffen viele schon fast inflationär viele potentielle Partner in kurzer Zeit. Sich auf eine Person zu konzentrieren, ihr die volle Aufmerksamkeit zu schenken und sie richtig kennenzulernen=unmöglich. Neue Dating Apps ermöglichen einen augenscheinlichen Luxus, sich nicht mehr groß bemühen zu müssen, um Bedürfnisse gestillt zu bekommen. Ins Fastfood Restaurant gehen wir ja auch, weil wir uns für den Gaumengenuss vorher nicht mehr stundenlang selbst hinter den Herd stellen wollen. Was Genuss für jeden einzelnen ist, sei in beiden Fällen dahingestellt.
Als diejenige mit der es (unter anderem) „gematched“ hat, bekommt man unweigerlich den Eindruck, man würde in den Augen des Match-Partners kein Subjekt mehr sein, mit einer komplexen Gefühls- und Gedankenwelt, sondern ein zum Objekt degradierter Konsumartikel. Die allerbesten Voraussetzungen für eine solide Partnerschaft sind solche Vorzeichen wohl nicht unbedingt…….
Trotz der „Schnellbedienungs-Online-Singlebörsen“ über die die wenigsten Nutzer wohl die große Liebe suchen, als vielmehr schnell konsumierbaren, unkomplizierten und unverbindlichen Sex, ist das Phänomen Ghosting wohl kein mit Vorsatz gewählter Akt. Vielmehr passiert „Ghosting“ aus persönlichen und charakterlichen Unzulänglichkeiten heraus-ungeplant. Es ist ein Vorgehen, das in Serie praktiziert, zu einer Strategie wird, um sich selbst zu schützen, vor Gefühlen die man nicht fühlen will, vor gefürchteter Ablehnung oder Ähnlichem.
Ghosting und seine Folgen für unsere Psyche und die Gestaltung unserer Beziehungen
Ich mag an dieser Stelle nicht beurteilen, ob sich „Ghoster“ Gedanken darüber machen, was sie mit ihrem Verhalten anrichten und wie es der geghosteten Person dabei geht. Mein Beitrag über Ghosting soll sensibilisieren, was dieses Verhalten anrichten kann. Wenn sich der Ein oder Andere in den Zeilen wiedererkennt und vielleicht sein Verhalten reflektiert mit dem Ergebnis „Muss nicht sein, ich versuche es in Zukunft anders zu machen“ ist das toll. Aus Jahrzehnte alten Verhaltensmustern auszusteigen ist alles andere als leicht, an manchen Tagen gelingt uns eine gesündere Strategie, manchmal werden wir rückfällig. Ich habe mich selbst einmal bei der Überlegung ertappt, mich einfach tot zu stellen, habe das dann aber sein gelassen weil ich nach der Devise lebe, Andere so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Ich bin froh, schlussendlich „Tacheles“ geredet zu haben, vor allem seit ich weiß, welche Folgen Ghosting haben kann.
Sind wir uns nicht bewusst darüber, dass „Ghosting“, wie bereits erwähnt, ausschließlich mit dem „Ghoster“ zu tun hat und nichts mit uns selbst, landen wir ganz schnell in einer Abwärtsspirale aus Selbstzweifeln, die unserem Selbstwert stark zusetzen und den Beziehungsaufbau zu unseren Mitmenschen beeinträchtigt. Die mit dem Ghosting einhergehende Kränkung macht nicht nur traurig, sondern kann in eine handfeste Depression ausarten. Die Kränkung selbst kann chronisch werden und unsere Abwärtsspirale aus Gefühlen der Selbstabwertung mündet schlimmstenfalls in einer posttraumatischen Verbitterungsstörung (Posttraumatic Embitterment Disorder, PTED). Die PTED bezeichnet eine pathologische Reaktion auf ein negatives Lebensereignis, das von Betroffenen als schwerwiegende Kränkung oder Ungerechtigkeit wahrgenommen wird. Die Folgen für das weitere Leben der „geghosteten“ Person können weitreichend sein und sich sowohl bei der Person selbst in unspezifischen körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen und Appetitverlust als auch in der sozialen Interaktion der Person zeigen. Nach dem Erlebnis wieder Vertrauen zu fassen, gelingt immer schwerer, man neigt zum sozialen Rückzug und entwickelt eine Vermeidungshaltung, um sich vor emotionalen Enttäuschungen und Verletzungen zu schützen. Die Unzulänglichkeiten, die zuvor noch dem Ghoster zuzuschreiben waren, haben sich quasi wie ein Virus auf die geghostete Person übertragen und es bleibt zu hoffen, dass aus der eigenen Verbitterung nicht Rachegedanken entstehen und man selbst zum Ghoster wird.

– wäre heutzutage eine berechtigte Frage vor dem ersten Date. Ob die allerdings so gut ankommt, sei dahingestellt…..
Wie kannst du bewusst vermeiden zu „Ghosten“ und mit dem Verhalten andere Menschen zu verletzen
Grooming, Bootycall, Catcalling,….sind Begrifflichkeiten, die spätestens der Generation Z neben Ghosting ein Begriff sind. Was unter all den Phänomenen zu verstehen ist, wissen die meisten von uns. Was sie anrichten und wie wir es schaffen, dass sie nicht Teil unseres Lebens bleiben, wissen die wenigsten.
Achtsamkeit ist im Endeffekt auch hier ein ratsames Tool, um sich der Situationen bewusst zu werden, in denen man ein Verhalten an den Tag legt, das andere verletzt. Wir können uns dann ganz bewusst fragen, was unsere inneren Antreiber für unser Verhalten sind, wir können uns selbst besser kennenlernen und bewusst nach alternativen Handlungsmöglichkeiten suchen. Handlungen die uns mit anderen verbinden statt uns trennen. Innezuhalten und uns zu fragen „Würde ich so behandelt werden wollen?“ „Wofür stehen meine Verhaltensmuster?“ „Wie kann ich mich alternativ verhalten?“ sind ungemein hilfreich für unseren inneren Reifungsprozess.
Sei ehrlich zu dir selbst! Nobody is perfect! Sich eigene Schwächen einzugestehen und zuzugeben, dass Selbstzweifel drücken, ist ein Zeichen emotionaler Reife. In Beratung und Coaching wird nicht nur ein Weg für die Persönlichkeitsentwicklung bereitet (Selbstwertstärkung, Biografiearbeit uvm), sondern auch technische Methoden zur Kommunikationsgestaltung werden vermittelt. Als Beraterin stellt für mich das Arbeiten mit dem Klienten/der Klientin und seinen/ihrer Empfindungen und Gedanken das Fundament dar, für die Etablierung gesunder Verhaltensweisen und der Gestaltung guter sozialer Beziehungen.
Versuche es immer öfter anders zu machen. Ein Verhalten das zur Gewohnheit geworden ist, vor allem wenn hinter der Dynamik starke Gefühle stehen, ist nicht von heute auf morgen geändert. Es wird Rückschläge geben und man wird im Nachgang erst merken, dass man wieder in alte Muster verfallen ist. Hier gilt es, Nachsicht mit sich selbst zu haben. Alleine den Fehltritt einmal mehr von selbst zu bemerken ist ein Fortschritt und ermöglicht dir, „Redflags“ das nächste Mal früher zu erkennen und dich anders zu entscheiden. Versuche ganz bewusst, über deinen Schatten zu springen, und das Gegenteil von dem zu machen, was du bisher als Kompensation gemacht hast. Im Fall des Ghostings ist das: gezielt den Kontakt zu suchen und offen und ehrlich zu kommunizieren!
Als ich den Begriff Ghosting in der Suchmaschine eingab, fand sich kein einziger Eintrag darüber, wie Ghoster zu „Anti-Ghostern“ werden oder Menschen gar nicht erst ghosten. Man erfährt nur etwas darüber, wie man sich am besten verhalten kann, nachdem man geghostet wurde. Als Beraterin habe ich meinen Blick geschärft dafür, was Menschen mit ihrem Verhalten wirklich ausdrücken oder verstecken möchten, und arbeite in der Praxis mit Ghostern und Geghosteten gleichermaßen.
Was können nun Menschen tun, die geghostet wurden? Denn eines ist sicher, es kann jedem passieren- auch mehrmals! Wir haben es nicht in der Hand, wie sich andere uns gegenüber verhalten, können es nicht verhindern verletzt zu werden und haben keine Kontrolle darüber, ob wir geghostet werden oder nicht. An uns selbst liegt es aber, wie wir damit umgehen und inwiefern uns dieses Erlebnis beeinflusst.
Was du für dich tun kannst, wenn du „geghostet“ wurdest
Sei dir bewusst, dass dieses Verhalten nichts mit dir zu tun hat, sondern vielmehr über den Ghoster aussagt. Der Ghoster hat zu jeder Zeit die Möglichkeit, dich zu fragen, woran er ist und könnte Unklarheiten ansprechen oder Missverständnisse aufklären, tut er das nicht, liegt das nicht in deiner Hand.
Stell ein letztes Mal mit einer kurzen Nachricht (wenn du die Möglichkeit hast) deine Sicht dar. Versuche nicht, den Ghoster zu einem klärenden Gespräch zu bewegen, die Bereitschaft dazu ist erfahrungsgemäß nicht vorhanden und erneut zu erleben ignoriert zu werden, würde nur unnötig schmerzen. Klarzulegen welche Absichten man selbst hatte, kann hingegen Erleichterung bringen.
Lass deine Gefühle zu und geh offen mit ihnen um! Unterdrückte Gefühle belasten die physische und psychische Gesundheit und sind eine Keimquelle für Verbitterung. Wenn wir Gefühle unterdrücken, die für uns unangenehm, sogar seelisch schmerzhaft sind, lösen sich diese nicht irgendwann einfach in Luft auf, sondern zeigen sich auf anderen Bühnen unseres Lebens unter anderem in Form von (psycho-) somatischen Beschwerden. Verleihe deinen Gefühlen wie Enttäuschung, Wut, Trauer….Ausdruck. Weinen ist eine Funktion, die regulierend auf Körper und Seele wirkt. Bitte schluck den emotionalen Schmerz nicht runter oder schenke Sprüchen wie „Hab halt keine Erwartungen, dann wirst du nicht enttäuscht!“ keinen Glauben. Solche Küchenpsychologischen Ratschläge helfen niemandem, verschlimmern die Situation oft noch und sind fern jeder Realität. Wir sind niemals frei von Erwartungen und haben keinen Einfluss darüber, ob wir enttäuscht werden, das passiert und gehört zum Leben dazu, wir können uns aber selbst entscheiden, wie wir mit erlebter Enttäuschung umgehen.
Konzentriere dich auf dich und tu dir Gutes! Ghosting kann ein Gefühl von Traurigkeit und Einsamkeit hinterlassen. Oft fühlt man sich auch, als würde man nicht liebenswert genug sein. Zudem kostet dieses Erlebnis und die damit verbundenen Gedanken und Gefühle viel Kraft und zieht uns Energie. Umarme dich selbst indem du dir Gutes tust! Koch dir etwas Leckeres und lade eine Freundin zum gemeinsamen Essen ein. Bei Appetitlosigkeit ist Geselligkeit beim Essen wahnsinnig hilfreich. Bewege dich in der Natur, frische Luft macht den Kopf frei, verbessert die Schlafqualität und regt den Appetit an. Geh achtsam durch die Natur, Achtsamkeit stoppt negatives Gedankenkreisen, fördert klares Denken und wir sehen die Welt wieder durch eine andere Brille. Dieser Prozess klärt vielleicht deinen Blick und du kannst dich fragen, ob es dir wirklich gut getan hätte, deine Zeit mit Menschen zu verbringen, die nicht die notwendige Reife für eine zwischenmenschliche Beziehung auf Augenhöhe mitbringen.
Teile deine belastende Erfahrung mit Freund(in)en oder wende dich an eine(n) Berater(in)! Sprich dir dein Erlebnis buchstäblich von der Seele. Verbringe Zeit mit Menschen, die dich lieben und dir gut tun!
Oft helfen die profansten Dinge, an die wir in belastenden Situationen nicht in der Lage sind zu denken. Ruf eine Freundin an oder noch besser: verabrede dich mit ihr zum Kaffee oder einem Glas....alkoholischem Getränk deiner Wahl ;)! Tauscht euch aus über Erlebtes. Eventuell gibt es sogar gemeinsame Erfahrungen und man kann fragen, was der Freundin in einer ähnlichen Situation geholfen hat. Einmal so richtig schimpfen wie ein Rohrspatz reinigt die Psyche!
In einem Gespräch mit einer psychologischen Beraterin kann Geschehenes noch einmal reflektiert werden. Zudem bekommst du in psychologischen Beratungen immer auch Werkzeuge an die Hand, die positiv auf dein (Er-)Leben einwirken beziehungsweise wie du selbst für dein psychisches Wohlbefinden sorgen und besser mit belastenden Situationen umgehen kannst.

…Und weil man es nicht oft genug in die Welt schreien kann: Du bist genug!! Du bist es wert geliebt zu werden und irgendwann erkennt das jemand, der sich die Zeit nimmt, ganz genau hinzuschauen!
*Peergruppenarbeit 2023 "so sehen dich die Anderen"
Bis dahin Alles Liebe!
Birgit
CORE- psychologische Beratung, Persönlichkeitsentfaltung & Traumabegleitung
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